Enthält die Neuoffenbarung Fehler, Widersprüche und Irrtümer?
– Gerd Kujoth –
Als Jesus von Seiner Wiederkunft sprach, sagte Er: „Und dann werden sie des Menschen Sohn kommen sehen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ (Mark. 13,26)
Diese Wiederkunft in den Wolken des Himmels ist die Wiederkunft Jesu in Seinem Wort durch neuerweckte Weise, Seher und Propheten. (9.GEJ 94,3) Wie die strahlende Sonne oft von den Wolken verhüllt wird, sie aber dennoch Licht und Wärme spendet, so kommt Jesus, der das Wort oder die Idee Selbst ist, verhüllt zu den Menschen und spendet trotz der Verhüllung Licht und Leben.
Die Verhüllung mit den Wolken ist das aus den Buchstaben gebildete Wort, in dem der geistige Sinn eines Wortes verborgen ruht. (5.GEJ 121,2) Jesus ist es Selbst, der als Wort lebendig im wahren Himmel, der im Herzen des Menschen ist, vor allen Menschen auftritt. (6.GEJ 174,10) Und wie tritt er vor allen Menschen auf? – Als der geistige Gehalt des gedruckten Wortes, das von allen Menschen gelesen werden kann und das denen, die verständigen Herzens sind geistig Licht gibt und den Tätern das ewige Leben.
Sind wir uns bewußt, was das heißt: Das lebendige Wort des Vaters ertönt im Herzen eines Menschen? Am Gesicht des Oalim im 2. Band der Haushaltung Gottes wollen wir uns das verdeutlichen. Oalim, der das Geistherz des neuen Geistmenschen in ihm wie eine Sonne leuchten sah, berichtete: „Als ich aber dieses Sonnenherz stets mehr und mehr betrachtete, da entdeckte ich auf einmal in der Mitte dieses Sonnenherzens ein kleines, Dir, o heiliger Vater, vollkommen ähnliches, lebendiges Abbild, – wußte aber nicht, wie solches möglich.
Da ich aber darüber nachdachte, da ergriff mich auf einmal eine unaussprechliche Wonne, und Dein lebendiges Bild öffnete alsbald den Mund und redete zu mir aus dem Sonnenherzen des neuen Menschen in mir folgendes: ‘Richte empor nun deine Augen, und du wirst bald gewahr werden, woher und wie Ich in dir nun lebendig wohne!’
Und ich richtete alsbald meine Augen aufwärts und erschaute sogleich in einer endlosen Tiefe der Tiefen der Unendlichkeit ebenfalls eine unermeßlich große Sonne und in der Mitte dieser Sonne aber dann bald Dich Selbst, o heiliger Vater!
Von Dir aus aber gingen endlos viele überlichte Strahlen, und einer dieser Strahlen fiel in das Sonnenherz im neuen Menschen in mir und bildete also Dich Selbst lebendig in mir.“ (2.HG 72,17-22)
Deutlicher als in diesem Gesicht des Oalim kann uns das Wohnen und Reden des Vaters im Menschenherzen nicht erklärt werden. Das Reden des Vaters im Herzen ist nicht möglich, wenn nicht das Abbild des Vaters im Geistherzen gebildet werden kann. Das Abbild des Vaters aber kann nur entstehen, wenn der Geistfunke, der als ein allerkleinster Keim im Seelenherzen ruht, zur Menschenform, wenn auch zunächst noch klein, herangewachsen ist und das Herz dieses Geistmenschen als ein Hohlspiegel die Strahlen der geistigen Sonne auffangen und in seinem Brennpunkt konzentrieren kann. Mit anderen Worten, die aber dasselbe aussagen, sagte Jesus: „Die allein an Mich glauben und Mich also auch über alles lieben werden, deren Herz wird Mein wahrer Wohntempel sein, und in diesem werde Ich auch zu ihnen reden.“ (8.GEJ 163,4)
Solch ein Mensch, dessen Herz ein Wohntempel des Vaters geworden ist, ist dann ein Weiser, Seher oder Prophet, von denen es kleine und große gibt. Jedes Wohnung nehmen der ewigen Liebe in einem Menschenherzen ist eine geistige Wiederkunft Jesu, eine Wiederkunft des Urlichtes, das einst körperlich in diese Welt kam. Solch eine Wiederkunft des reinsten Lichtes ist dann auch eine neue Offenbarung an die Menschen, zumeist eine kleine und seltener eine große. Jesus sagte durch Gottfried Mayerhofer: „Ich habe Seher als neue Propheten… erweckt, die Mein Wort unverfälscht den Menschen wiedergeben sollen. Und damit hier keine Fälschung von menschlicher Seite eintritt, so diktiere Ich nun Meinen Schreibern Selbst, was Ich von den Menschen geglaubt und befolgt wissen will.“ (KZ Seite 64)
Die geistige Wiederkunft Jesu ist Seine Wiederkunft im Wort und diese Worte, die den Weisen, Sehern und Propheten vom Himmel gegeben wurden, stellen zusammengenommen eine große Licht- und Lebenslehre dar. Und das Hauptwerk dieser geistigen Wiederkunft ist die Neuoffenbarung durch Jakob Lorber. Deshalb bezeichnet Jesus in den „Himmelsgaben“ den Tag, an dem Er Sich Jakob Lorber erstmals offenbarte, als den wichtigen Tag Seiner Darniederkunft, geistig durch Wort und Tat, an dem Er Großes den Völkern der Erde gegeben hat. (3.Hi. Seite 468) Durch Gottfried Mayerhofer verkündete der himmlische Vater, daß dieses Werk nicht nur einem kleinen Leserkreis, sondern der ganzen Menschheit als das zukünftige Religionssystem dienen soll. (Schö. Seite 2)
Wie weit muß nun eine Seele vergeistigt sein, um die Stimme der ewigen Liebe irrtumsfrei in sich zu hören? – Die Reinheit des geistig Geschauten oder Gehörten hängt von dem Grad ab, in welchem der Geist mit der Seele eins geworden ist. Bei den großen Propheten ist das in hohem Grade der Fall. Bei ihnen fängt bereits die Seele an, durch die Liebe des Geistes ganz entzündet, in den Geist überzugehen. (8.GEJ 136,10-14) Solch ein Mensch ist dann ein wahrer Prophet, der in größter Reinheit sieht und hört. Ganz anders verhält es sich mit den Medien, deren Seelen noch nicht in der wahren Liebe stehen und die ihre Medialität nicht durch das erstandene Gottesleben erworben haben, sondern auf natürliche Weise. Durch solche Medien kann noch viel Falsches kommen, nicht aber durch den wahren, gotterweckten Propheten. Jesus sagte von den Propheten: „Die Gottheit zwingt den Propheten mit Ihrem allmächtigen Geiste in jenen Momenten seiner Tätigkeit, die Gott von ihm fordert, streng nach dem Willen der göttlichen Weisheit zu reden, zu schreiben und zu handeln, – aber darauf läßt sie ihn wieder ganz frei, und er kann tun und handeln, wie er will.“ (10.GEJ 240,6)
In welchem Maße nun Jakob Lorber wiedergeboren war, vermögen wir nicht zu sagen. Vollständig wiedergeboren war er sicher nicht. Aber wenn die Neuoffenbarung durch Lorber das Hauptwerk der geistige Wiederkunft Jesu ist und Jesus sagte, daß uns heutigen Menschen durch die neue Offenbarung nur die Lehre gegeben wird, die Er damals, als Er auf der Erde war, als das Wort Gottes lehrte und die darum auch ewig bleibe (9.GEJ 90,2) und die der zukünftigen Menschheit als das neue Religionssystem dienen soll, so kann ich mir nicht vorstellen, daß Jesus nicht dafür gesorgt haben soll, daß diese Seine Darniederkunft im Wort rein auf die Erde gekommen ist. Deshalb hatte Er Jakob Lorber für seine große Aufgabe vorbereitet und der Wiedergeburt nähergeführt. So hatte Er ihn in der Demut gehalten, so daß er nicht bezeichnet war mit dem Malzeichen des Tieres, welches die Herrschsucht ist und mit dem die andern bezeichnet waren. (1.Hi. Seite 349,14-15) Die Demut aber ist die Grundlage der Wiedergeburt. Jesus sagte über Jakob Lorber: „Sehet, Mein Knecht ist klein und einfältig und hat ein sanftes Herz und ist der Demut und Meiner Liebe schon mehrere Jahre nachgelaufen. – Wenn Ich ihm nun ein kleines Licht Meiner Gnade gegeben habe, so glaubet es, daß es wahr ist in allen Punkten und Zweigen, da alles dieses in der geradesten Richtung zuallernächst unmittelbar von Mir in ihn kommt, und das zwar, weil er es so hat haben wollen, was Mir auch am liebsten ist!“ (1.Hi. Seite 61,4) Die neue Offenbarung ist also unmittelbar von Jesus dem Jakob Lorber gegeben worden. Jesus aber erwählte Sich gerade ihn, weil seine seelischen Eigenschaften die Gewähr boten, daß die höchste göttliche Lehre in möglichst größter Reinheit dieser Welt übergeben werden konnte. Der himmlische Vater sagte einmal zu ihm: „Siehe, wärest du ein Schreiblustiger, dann hätte Ich dich nie erwählt! Denn die Schreiblustigen schmuggeln gern und verkaufen unter Meiner echten Ware auch ihre eigene auf Meine Rechnung! – Eben darum aber erwählte Ich dich, weil du kein Schreiblustiger bist, um eben dadurch Meine Ware einmal ganz rein vor die Welt zu bringen! – Wird sie aber auch noch in dieser Reinheit verkannt, dann wehe in jüngster Zeit der Welt!
Bei jedem ist Mir der Eifer lieber als die Lauheit. Du aber mußt träge sein wie ein Fließpapier, durch das man eine unlautere Flüssigkeit dennoch ganz rein durchfilterieren kann! Denn in deinem Eifer könntest du so manches aus deinem Kopfe unters Meinige bringen. Weil Ich dir aber keinen eigenen Eifer lasse, sondern du alles nur aus Meinem Eifer tun mußt, ohne daß dabei dein freier Wille irgendeinen Zwang erhält, so kommt Meine Ware rein ans Tageslicht!“ (2.Hi. Seite 251,4-5)
Zwar hört ein jeder wahre Prophet, wenn er wiedergeboren ist, in den Momenten des Offenbarungsempfangs das Wort des Vaters rein, wenn er aber wieder frei ist, kann er seine eigenen Ideen unter das reine Wort mischen. Aber Jakob Lorber hat das nie getan. „Wisset ihr denn nicht“, sagte Jesus, „daß Ich den Knecht alsbald verwerfen würde, so er so etwas sich erlauben würde? – Für einen so argen Sünder müßt ihr Meinen Knecht nicht halten! – Er hat wohl andere Schwächen, meist aber gegen sich selbst; aber in Meinem Namen ist er getreu und stark und scheut die Menschen nicht und sieht auch nicht auf die Vorteile der Welt, obschon er irdisch arm ist.“ (3.Hi. Seite 274,13)
Bisher waren es immer nur wenige, denen Jesus Seine reine, unverhüllte Lehre, wenn auch nicht so umfangreich, geben konnte, doch wurde sie immer wieder verunreinigt oder ging ganz verloren. Die Menschheit war aber auch noch nicht reif dafür. Nun aber hat Er Seine Ware, d.h. Seine Lehre der Menschheit rein und unverhüllt, wenn auch in geschriebenen Worten eingekleidet, übergeben. – Doch auf wieviel Ablehnung stößt dieses Offenbarungswerk. Selbst viele, die eine neue Offenbarung im Prinzip anerkennen, sind der Überzeugung. daß sie massive Fehler, Irrtümer und Widersprüche enthalte.
Da wirft ein Kritiker dem Lorberwerk vor, „Lorbers Offenbarung“ widerspreche der neutestamentlichen und dem Leser dieser Werke wird die Frage gestellt, welcher Offenbarung er denn nun Glauben schenke. Es sei einwandfrei erwiesen, daß die Evangelien die wahre Natur Jesu bis zuletzt verborgen sein lassen. Als Beweis dafür, daß selbst am Abend vor der Kreuzigung die Jünger in Jesus noch nicht den Vater erkannten, wird Jesu Antwort auf die Bitte Philippi zitiert, ihnen doch den Vater zu zeigen: „So lange Zeit bin Ich bei euch, und du hast Mich nicht erkannt, Philippus? Wer Mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen.“ (Joh. 14,8-9) Aber gerade diese Antwort ist der Beweis gegen den Vorwurf des Kritikers. Die Art der Antwort, das Erstaunen Jesu: „So lange Zeit bin Ich bei euch, und du hast Mich nicht erkannt?“ drückt doch aus, daß Sich Jesus in den drei Jahren zuvor Seinen Jüngern als Vater zu erkennen gegeben haben muß, sie es aber – außer Johannes – nicht voll begriffen und deshalb auch leicht wieder vergaßen. Als das Gespräch wieder einmal auf die Gottheit Jesu kam, gestand Petrus ein, daß er noch nicht begriffen hätte, wie es sich nun mit Vater, Sohn und Heiliger Geist verhalte und bat Jesus um eine Belehrung darüber. Jesus aber sprach: „Euer Gedächtnis ist eben das Stärkste nicht bei euch, daß ihr Mich nun um solches fragen könnet, was Ich doch schon bei tauglichen Gelegenheiten oft genug erklärt habe, und dennoch seid ihr noch immer im unklaren über die Hauptsache.“ (6.GEJ 229,11) Jesus nennt hier die wahre Erkenntnis Gottes in Ihm die Haupsache. Sollte aber Jesus die Jünger wirklich bis zuletzt über die Hauptsache des Glaubens, im Unklaren gelassen haben?
Jesus belehrte die Jünger wohl über Sein wahres Wesen, sagte aber auch zu ihnen: „Wann ihr erst den Vater erkennen werdet, dann auch werdet ihr Mich vollends erkennen, und das wird sein, so Ich von dieser Erde wieder in Meine Himmel aufgefahren sein werde.“ (1.GEJ 149,7) Erst nach der Himmelfahrt hatten es die Jünger voll begriffen, wer Jesus war. Besonders hatte Philippus bis zum Abend vor der Kreuzigung in Jesus noch nicht den Vater erkannt, weil er, nach seinem eigenen Bekenntnis, schwach im Glauben war. (6.GEJ 52,7)
Die wahre Natur Jesu ist in den Evangelien zwar nicht in offener Weise ersichtlich, aber indirekt ist sie in ihnen von Anfang an enthalten. Es heißt am Anfang des Johannesevangeliums, daß das Wort, das in die Welt kam, Gott war und somit ist Jesus der eine Gott und deshalb auch der Vater. – Er kam in sein Eigentum. Wer ist denn der Eigentümer von allem? Doch nur der Vater von Ewigkeit. – Jesus sagte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Aber wer anders kann denn das Leben Selbst sein, als wiederum nur der Vater?
Meine Antwort auf die Frage, welcher Offenbarung ich Glauben schenke, ist die, daß ich beiden Glauben schenke, der alten und der neuen Offenbarung, denn ich sehe aus den eben genannten Gründen zwischen beiden keinen Widerspruch. Daß aber diese Lehre in den Evangelien nur schwach vertreten und in der Christenheit nicht durchgedrungen ist, lag daran, daß Jesus Seinen Jüngern den Auftrag gab, der Menschheit nur die einfache Lehre zu verkünden, weil es für die tiefere noch nicht an der Zeit war. (10.GEJ 155,7)
Dieser Kritiker zweifelt auch daran, daß Jesus während Seiner Erdenzeit Seine Jünger über den Kosmos belehrt habe. Das wird mit der Annahme begründet, daß die Fischer oder Handwerker, die kaum eine Bildung besaßen und die sich die Erde noch als eine Scheibe vorstellten, wohl kaum die atemberaubenden astronomischen Aussagen verstanden und geglaubt hätten, während sie von den Astronomen noch Anfang unseres Jahrhunderts abgelehnt worden wären, wenn sie diese gekannt hätten. Auch müßte darüber doch ein schriftliches Zeugnis aus dem frühen Christentum, wenigstens andeutungsweise, vorhanden sein.
Wenn aber Jesus nicht nur der Sohn Gottes, sondern der Vater und damit Jehova Selbst war, dann ist es mir unvorstellbar anzunehmen, daß Er Seine Jünger über Seine Schöpfung nicht ins rechte Bild gesetzt hätte. Um die Struktur und die Weite des Kosmos zu begreifen, kommt es nicht auf eine große Schulbildung, sondern auf die Fassungskraft eines Menschen an. Auch erschuf Er ein Sonnensystem im kleinen, ließ es in der Luft kreisen und erklärte es Seinen Zuhörern an Hand dieses Anschauungsmittels. Dem Mathael erklärte Er den Aufbau einer Hülsenglobe im Vergleich mit der Rangordnung eines Heeres. (5.GEJ 115,10-14) Auf diese Weise wurde Jesus verstanden, zumal Er, als der Schöpfer aller Menschen, es am besten weiß, wie weit das Verständnis eines jeden Menschen geht und wie Er einen jeden belehren muß.
Es ging aber bei der Belehrung über den Kosmos nicht allein um eine materielle, naturwissenschaftliche Erklärung der Schöpfung, sondern hauptsächlich darum, um durch ihre wahrheitsgemäße Erkenntnis ein tieferes Verständnis des Geistigen zu bekommen. Jesus sagte einmal zu Seinen Jüngern: „Wie wirst du demjenigen etwas tiefer Geistiges begreiflich machen, der die Erde, die ihn trägt und nährt, nicht im geringsten kennt, und noch weniger, was der gestirnte Himmel alles faßt und enthält? Euch aber habe Ich alles das erkennen gelehrt, damit ihr euch vor allem einen lebendigen Begriff von der Größe und von der weisesten Ordnung Gottes habt machen können, und so habt ihr solch Höheres und rein Geistigeres schon auch leichter fassen können.“ (6.GEJ 231,17)
Die heutigen Astronomen aber hätten die astronomischen Aussagen nicht deshalb abgelehnt, weil sie die im Lorberwerk erklärte Struktur des Kosmos nicht begreifen würden, sondern weil sie nicht auf Beweisen aufgebaut ist. Warum aber keine schriftlichen astronomischen Zeugnisse von Jesus vorhanden sind, liegt auch wieder daran, daß die Jünger nur die Grundzüge Seiner Lehre verkünden sollten. Und wo doch etwas weniges darüber weitergesagt wurde, da geschah es mündlich zu nur wenigen Menschen und ging deshalb wieder verloren.
Als nächstes kritisiert er, daß Jerusalem und seine nächste Umgebung, z.Zt. Jesu, laut dem 1. Band des „großen Evangeliums“, 800’000 Einwohner gezählt haben soll. Die Fläche Jerusalems zur Zeit Jesu hätte knapp zwei Quadratkilometer betragen. Nun ist es klar, daß auf 2 km2 nicht 800’000 Menschen wohnen können. (Aus dem 5. Band des „großen Evangelium“ 9,11 erfahren wir, daß das alte Jerusalem größer war als die heutige Altstadt, die erst nach der Zerstörung der alten Stadt mit gleichem Namen, aber veränderter Gestalt und Stelle später neu erbaut worden ist.) Allerdings bewohnten die 800'000 Menschen nicht nur die Fläche von 2 km2 innerhalb der Stadtmauern, sondern auch die der nächsten Umgebung. Es kommt also zu der Fläche und Einwohnerzahl der Stadt noch die der Umgebung dazu. Und wenn wir die Textstelle im „großen Evangelium“ nachlesen, so erfahren wir, daß noch eine dritte Zahlengröße hinzukommt. Nikodemus, der Bürgermeister der Stadt, der diese Zahlenangaben machte, sagte: „In der Stadt und in der nächsten Umgebung der Stadt leben samt den Fremden über 800’000 Menschen, für die ich als ihr Oberster zu sorgen habe.“ (1.GEJ 22,5) Die dritte Zahlengröße sind die Fremden. Diese Fremden waren nicht etwa Gastarbeiter, die sich dort angesiedelt hatten, sondern Besucher des Osterfestes. Und in der Zeit des Osterfestes, so erfahren wir einige Kapitel zuvor, „kam stets viel Volkes nach Jerusalem, auch viele Heiden, die da kauften und verkauften allerlei Waren.“ (1.GEJ 12,6+9) Jerusalem platzte zur Zeit des Osterfestes sozusagen aus allen Nähten und die Fremden konnten nicht alle in der Stadt untergebracht werden, sondern hatten ihre Herberge auch in der Umgebung. Mit diesen Fremden ist es durchaus denkbar, daß Jerusalem und seine Umgebung zur Zeit des Osterfestes 800’000 Menschen beherbergte. Es ist also im „großen Evangelium“ keine Rede davon, daß Jerusalem mit der Umgebung ständig 800’000 Einwohner gehabt hätte.
Daß diese Zahl realistisch ist, erfahren wir von Flavius Josephus, der die Zahl der Toten bei der Eroberung Jerusalems im Jahre 70 nach Christus, die zum größten Teil an Hunger starben, mit 1,1 Millionen angab. Zu dieser Zahl kamen dann noch 97'000 Gefangene und die Flüchtlinge. Auch bei diesen Zahlen sind die Besucher eines Festes (der ungesäuerten Brote) mit dabei, die vom anrückenden römischen Heer überrascht worden waren. (GJK 6. Buch 9,3)
Ein anderer Kritiker ist im Grunde überzeugt, daß der Herr Selbst der Urheber des Lorberwerkes ist und stellt gleichzeitig die Frage, wieso dann Unvollkommenheiten und Irrtümer mit hineingekommen sind. Er ist nämlich der Überzeugung, daß die „Haushaltung Gottes“, die Jugend Jesu“ und das „Große Evangelium Johannes“, das sind die Werke, die von Ereignissen berichten, die sich vor Jahrtausenden abspielten, Wortdiktate seien, d.h. wörtlich das damalige Geschehen wiedergeben. Er begründet das damit, daß Lorber Ortsbezeichnungen und Worte in fremder Sprache wohl richtig gehört, aber manchmal fehlerhaft geschrieben habe. Auch würden bestimmte Satzkonstruktionen an aramäisches Satzgefüge erinnern. In den Werken dagegen, deren Ereignisse sich zur Zeit Jakob Lorbers abspielten, oder deren Worte direkt an ihn und seine Freunde gerichtet waren, wie „Die geistige Sonne“, „Bischof Martin“, „Himmelsgaben“ und auch die „Notabene“-Texte des „großen Evangeliums“, hat er den Eindruck, die Schreibart sei lockerer, gelöster und freier. Er schließt daraus, daß in diesen Werken persönliche Gedanken und Auffassungen Lorbers mit eingeflossen seien. (ZG 2/90, Seite 168-169)
Ich kann mir nun nicht vorstellen, daß die einen Werke rein und die anderen Werke, nur weil die sich zur Zeit Jakob Lorbers ereigneten, unreiner sein sollen. Wenn er nun beurteilt, daß die Werke, die sich vor Jahrtausenden abspielten, eine andere, der damaligen Sprache ähnliche Ausdrucksweise haben, und die Ausdrucksweise der Werke, die sich in jüngster Zeit abspielten, eine lockere und freie ist, so ist das gerade ein Beweis für die Echtheit des Lorberwerkes. Denn damals sprach Jesus in der damaligen Sprache zu den Menschen, während uns zwar die Texte in unsere Sprache übersetzt gegeben worden sind, dabei aber doch einiges vom ursprüngliche Satzgefüge erhalten geblieben sein kann. In den Worten dagegen, die Jesus vor 150 Jahren direkt an uns heutige Menschen gerichtet hat, kommt die heutige Sprechweise, die ja anders ist, als sie vor Jahrtausenden war, zum Ausdruck. Wir sehen also, daß ein scheinbarer Beweis gegen die Reinheit des Lorberwerkes, gerade ein Beweis dafür sein kann.
Dieser Lorberkritiker ist auch mit dem Text im 3. Band „Himmelsgaben“, Seite 372 über die Lage der Orte in Palästina, nicht einverstanden. Es würden in diesem Text gewisse Entgleisungen oder gar Widersprüche auffallen. So sage z.B. Lorber, daß die einzige Stadt, die wenigstens teilweise in ihrer örtlichen Lage aus der Zeit Christi erhalten geblieben sei, Tiberias wäre. Nun läge Tiberias heute und zur Zeit Christi am Galiläischen Meer. Zugleich aber sage Lorber, daß das Galiläische Meer „heute ein gutes Drittel der Wasserfläche weniger habe, als zur Zeit Christi“. Wenn das stimme, dann hätte Tiberias zur Zeit Christi eine „Unterwasserstadt“ sein müssen. (WW Nr. 20, Seite 30)
Im Grunde genommen ist das eine logische Überlegung, die einleuchtet. An diesem Beispiel werden wir aber gleich sehen, daß solche verstandesmäßig logischen Überlegungen nicht unbedingt richtig sein müssen. Auf diese Kritik hin machte sich nämlich ein Lorberfreund die Mühe, das Gelände der Umgebung von Tiberias zu studieren und konnte daraufhin die scheinbaren Widersprüche beseitigen. Er stellte fest, daß es neben der heutigen Altstadt noch eine Uraltstadt gibt, die in der heutigen Neustadt liegt. Diese Uraltstadt liegt an dem dortigen Hang höher, als die heutige Altstadt und muß vor dem Zurückweichen des Sees einmal am Ufer gelegen haben. Mehrmals muß der Seespiegel eingesunken sein. So ist z.B. bezeugt, daß um das Jahr 1000 n. Chr. bei einem Erdbeben das gesamte Jordantal und damit auch der See eingesunken ist. Nach jedem Einsinken baute man die neuen Häuser wieder an das Ufer des jeweils tiefer liegenden Sees. Das ist die heutige Altstadt, die erst im Mittelalter entstanden ist, die aber zur Zeit Jesu noch nicht existierte und deshalb damals auch nicht unter Wasser gelegen haben konnte. Aber das Gelände auf dem sie heute steht, lag natürlich damals unter Wasser. Heute liegt der See Genezareth 212 m unter dem Meeresspiegel. Die Stadt Tiberias lag also zu allen Zeiten, zur Zeit Christi und heute, am See, denn der Bau neuer Häuser war immer dem ostwärts zurückweichenden Ufer gefolgt. (WW Nr. 21, Seite 55) Wir sehen also, daß hier die ungenügende Prüfung eines Textes und eine falsche Logik zu einer ungerechtfertigten Kritik an der Neuoffenbarung geführt haben.
Unserem Lorberkritiker ist auch eine Aussage aus dem gleichen Kapitel aufgefallen, in der es heißt, daß die katholische Kirche vorgebe, „sämtliche Reliquien aus dem Hause Josephs befänden sich in der sixtinischen Kapelle, dahin sie von den Engeln durch die Luft gebracht worden seien“. Richtig aber wäre, daß das sogenannte heilige Haus, nach einer Legende, von den Engeln von Nazareth nach Loreto gebracht worden sei. (WW Nr. 20, Seite 30)
Das ist wohl richtig, diese Legende existiert und von den Reliquien aus dem Hause Josephs in der sixtinischen Kapelle ist nichts bekannt. – Sollte es also doch Fehler in der Neuoffenbarung geben? – Verstandesmäßig betrachtet liegt hier tatsächlich eine Verwechslung vor. – Ist das aber auch geistig der Fall?
Verstandesmäßig gesehen ist es aber auch eine fehlerhafte Verwechslung, wenn ein Text aus den Paulusbriefen als ein Johannestext zitiert wird. Und doch spricht Jesus das aus, wie uns im ersten Band der „geistigen Sonne“ berichtet wird. Da sagt Jesus als vermeintlicher Tafeldiener zu einer Gruppe noch in Irrtümern befangener Geister: „Also spricht Johannes: ‘In Christo wohnt die Fülle der Gottheit.’“ (1.GS 51,23)
Die gewöhnliche Reaktion auf solch eine Verwechslung eines Paulustextes, als hätte ihn Johannes geschrieben, ist Skepsis und Ablehnung.
„Der Skeptizismus aber“, sagt Markus in der „geistigen Sonne“, „ist bei dem Menschen das, was der Sportenkäfer den Bäumen ist; es bedarf nicht mehr als eines einzigen nicht völlig stichhaltigen Punktes. Dieser Punkt wird dann zu einem sich reichlich reproduzierenden schädlichen Wahrheitsinsekt, das am Ende große Wälder von Lebens- und Erkenntnisbäumen verdirbt.“ (1.GS 52,4)
„Dieser Punkt ist an und für sich kaum beachtenswert. Aber der Skeptiker, der alle Fasern des Lebens- und Erkenntnisbaumes benagt, setzt diesen unbedeutenden Punkt unter ein überaus vergrößerndes Mikroskop und entdeckt dann in diesem unscheinbaren Punkte ganze Berge von Unebenheiten.“ (1.GS 52,5)
„Die Ursache aber liegt darin, daß diese Skeptiker mit ihrem Verstandesmikroskope nun beständig auf diesem unbedeutenden Punkte herumreiten.“ (1.GS 52,6)
Diesen Punkt greift nun der Redner der Gruppe auf und sagt: „Wenn dieser Tafeldiener in der göttlichen Wahrheit so recht zu Hause wäre, da hätte er doch wohl nicht leichtlich den Paulus mit dem Johannes verwechselt. So aber hat er offenbar etwas von Johannes ausgesagt, was nur der Paulus gesprochen hat, – und dieser Punkt ist mir genug, zu glauben, daß unser Tafeldiener in der eigentlichen göttlichen Wahrheit nicht zu Hause ist; und so dürfte es wohl mit allem, was er gesprochen hat, einen sehr bedeutenden Anstand haben.“ (1.GS 52,8)
Die Gruppe der skeptischen Geister verwirft nun dieses einen Punktes wegen alle tiefen Wahrheiten, die ihnen der vermeintliche Tafeldiener gesagt hat.
Nun stellt sich die Frage: „Ja, warum hat denn der Tafeldiener solches getan?“ und die Antwort lautet: „Der Tafeldiener hat im geistigen Sinne richtig gesprochen.“ (1.GS 52,11) Später, als dieser Redner in der Liebe zu Jesus entbrannt war, begriff er, warum der Herr scheinbar einen Text des Paulus in den Johannes übertrug, denn was Paulus dort wörtlich ausspricht, ist geistig im Johannestext in aller Fülle vorhanden. (1.GS 57,13)
Doch nun fragt es sich: „Wäre es denn nicht besser gewesen, der Herr als Tafeldiener hätte im äußeren Sinne richtig gesprochen, dann wäre die Gruppe der Geister erst gar nicht in einen Zweifel gefallen?“ und da lautet die Antwort: „Der Herr weiß, wie Er einen jeden Menschen oder Geist zu führen hat und manchmal muß Er durch einen Zweifel eine geistige Gärung in Gang setzen, auf daß alle Irrtümer ausgeschieden werden können.“
Genauso wie die Verwechslung des Paulus mit Johannes verstandesmäßig falsch, aber geistig richtig war, so könnte das auch bei anderen Verwechslungen der Fall sein und geistig einen tieferen Sinn haben. Jesus will mit solchen Stellen die Leser der Neuoffenbarung in eine geistige Gärung versetzen und diese sollten es nicht so machen wie im Vorhergehenden die Skeptiker, die wegen des einen Zweifelpunktes alle anderen tiefen Wahrheiten verwarfen.
Nun könnte aber jemand sagen: „Ja, da könnten ja auch alle Irrtümer in all den vielen medialen Kundgebungen, mit denen wir immer wieder konfrontiert werden, geistig ausgelegt und auf diese Weise gerechtfertigt werden.“ – Doch geht das so einfach nicht, denn es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen dem Geisterwort, das solchen Kundgebungen zumeist zugrunde liegt, und dem echten Gotteswort. „Denn die Welt hat das Wort im Sinne, Ich aber habe den Sinn im Worte“, (1.HG 34,36) sagt der himmlische Vater. Die unvollendeten Menschen oder Geister haben nur die natürliche Bedeutung eines Wortes im Sinn. In den Worten des Vaters dagegen liegt stets ein tiefer Sinn, der für den in der Liebe fortgeschrittenen Geist eine nie endende Tiefe erreicht.
Es könnte auch jemand fragen: „Warum spricht Jesus nicht in einer solchen Weise zu den noch unvollendeten Menschen, die für alle klar und verständlich ist?“ – Genau so fragten auch die Juden, die sich von Ihm abwandten und viele Seiner Jünger, die ihn verließen, als Er vom Essen Seines Fleisches und vom Trinken Seines Blutes sprach. Wir wissen es wohl, was Jesus mit diesen Worten gemeint hat. Aber für die damaligen Juden, die diese Lehre zum ersten Mal ohne eine geistige Erklärung hörten, war das etwas völlig Irrsinniges und Unannehmbares. Für diese Juden war aber auch die Zeit noch nicht da, denn sie standen noch in ihren sinnlichen Begierden auf der Stufe der Tiere, und Er redete darum so verdeckt, damit sie ganz unsinnig würden und sich sodann von Ihm entfernten. (6.GEJ 43,16) Denn diese Juden hatten noch kein geistiges Verständnis und liefen Ihm nur nach, weil sie die wunderbare Brotvermehrung erlebten. Sie wollten Ihn zum König machen in einem irdisch mächtigen Reich und hofften dann nicht mehr arbeiten zu brauchen, weil Jesus ihnen immer das Brot beschaffen könnte. Die vielen Jünger aber murrten unter sich und sprachen: „Es ist doch sonderbar mit Ihm! Heute hätte Er mit einer klaren und der Menschenvernunft angemessenen Lehre Tausende zu festen Anhängern Seiner Lehre machen können; so aber hat Er Sich auf langehin geschadet! Denn wer wird Ihn von nun an noch länger anhören und ertragen können?!“ (6.GEJ 45,6)
Ist es nicht auch heute so, daß manche vom neuen Wort sagen: „Wenn dieses und jenes klarer und der Menschenvernunft angemessener erläutert wäre, könnten wir viel mehr Menschen gewinnen?“ – Aber Jesus geht es nicht um große Anhängerzahlen wie den Kirchen und Sekten, sondern um die wahre Erziehung zum ewigen Leben, auch wenn es nur wenige sind. Er hatte den Juden mit Seiner für sie unverständlichen Lehre einen guten Stoß versetzt, der sie viel beschäftigen und reifer machen würde, so daß sie in der Folge die Geheimnisse des Reiches Gottes verstehen könnten. Wer diese Erziehungsweise des Vaters nicht akzeptieren und sich von Ihm abwenden will, den läßt Er frei seiner Wege ziehen. Die Jünger, die Ihn verließen, meinten schon alles zu wissen und hatten sich auch den Juden gegenüber als die in der Lehre Jesu schon tief Eingedrungenen hingestellt. Nun aber konnten sie die Lehre von dem Fleisch-Jesu-essen den Juden nicht erklären. Jesus aber wollte, daß sie sich demütigten, indem sie Ihn darum fragten. Aber diese Demütigung vor den Juden, in der sie als die Nicht-alles-Erklären-könnenden dagestanden wären, wollten sie sich nicht gefallen lassen und verharrten deshalb in ihrem Hochmut. Lieber beschuldigten sie Jesus eine harte und unglaubliche Lehre zu verkünden und lieber verließen sie Ihn, als sich zu demütigen.
Auch mit der Neuoffenbarung will der himmlische Vater Seine Kinder erziehen. Er hat Sie nicht deshalb auf die Erde gegeben, zumindest nicht in erster Linie, damit sich möglichst viele Anhänger um sie scharen sollen. Er hat sie sogar so gegeben, daß sie für reine Verstandesmenschen nur schwer annehmbar ist. Die sie aber annehmen, die müssen sich die Demütigung von Seiten der Weltmenschen, die nur gelten lassen, was die Wissenschaft sagt, gefallen lassen. Alle müssen sie bittere Erfahrungen mit ihr machen und durch viele Zweifel gehen, wobei die einen in Seinem neuen Wort gefestigt werden, die anderen sich aber wieder von ihm abwenden. (PH 26, Seite 164)
Jakob Lorber entdeckte selbst einmal einen kleinen Widerspruch in den Texten, die er niederschrieb. Er bat den Vater um Aufschluß darüber und bekam folgende Antwort: „Du hast beim Diktieren fürs erste bei drei Nebenwörtlein überhört und hast es überhören müssen zufolge der Anschauung und – weil Ich es also gewollt habe. Warum aber habe Ich solches gewollt? – Damit euer Geist einen kleinen Stoß bekommen solle und darum emsiger und lebendiger suchen solle in dem, was Ich also lebendigst gebe aus Meiner Liebgnade; und solle Meine Gabe nicht betrachten als eine Alltagskomödie.
Fürs zweite aber ist da ein kleiner Widerspruch entstanden, weil du bei Meiner Vorsprache zufolge einiger vorgefallener äußerer Störungen einen Umstand nachzutragen vergessen hast.
Aber du fragst, warum Ich dich denn nicht sogleich darauf habe aufmerksam machen wollen? – Siehe, Meine Schule ist eine andere als die der Menschen auf der Welt! – Ich lasse daher solches oft geflissentlich zu und lege, wo es immer nur sein kann, den ‘verworfenen Eckstein’ auf alle Meine Wege, damit daran die Welt ihr Gericht finden solle. So aber dann jemand zu Mir kommt und bittet Mich um die Wegräumung des Ecksteines, so will Ich solches ja auch tun. Aber nur hüte sich da ein jeder vor Bemerkungen! (Was sind das nun für Bemerkungen, vor denen wir uns hüten sollen? – Das sind Bemerkungen wie: Dies ist falsch, jenes ein Irrtum und dort ist ein Widerspruch.)
Wohl dem, der korrigiert nach Meiner Angabe! Denn der wird das Licht überkommen. Wer aber Mir wollte die Zulassung solch kleiner Widersprüche zum Vorwurfe machen, der soll mit dem Unglauben bestraft werden!“ (2.Hi. Seite 133,1-134,5 Text gekürzt)
Ein Lorberfreund sagte einmal zu mir: „Bis jetzt habe ich noch keinen Fehler in der Neuoffenbarung gefunden. Sollte ich aber einen finden, so will ich dann von dem ganzen Werk nichts mehr wissen!“ Ich sagte zu ihm: „Es gibt in dieser materiellen Welt nichts 100% ig Vollkommenes, auch eine göttliche Offenbarung nicht, wenn sie mit äußeren buchstäblichen Worten niedergeschrieben ist. Aber dem inneren, geistigen Gehalt nach ist dieses Werk 100% ig vollkommen.“
Aber auch buchstäblich genommen hat es einen hohen Reinheitsgrad und tiefen Wahrheitsgehalt. Wer aber mit diesem hohen Reinheits- und Wahrheitsgehalt noch nicht zufrieden ist, deswegen die Neuoffenbarung verwirft und sich anderen Lehren zuwendet, der hat, ohne es zu merken, etwas Unreineres und weniger Tiefes angenommen. Er ist mit dem Unglauben bestraft worden. Das heißt: Sein Unglaube an die Neuoffenbarung wird ihm auf seinem Weg zum ewigen Leben zum Nachteil, weil er das reinste Himmelslicht verworfen hat. Wer aber meint, der Anteil der Unreinheiten in der Neuoffenbarung sei größer, der hat noch nicht erkannt, daß das, was er für Fehler, Widersprüche und Irrtümer hält, nur scheinbare Fehler, Widersprüche und Irrtümer sind, die der himmlische Vater so haben wollte, damit wir im Suchen und Streben nach dem ewigen Leben nicht träge werden. Auch wollte Er, daß Steine des Anstoßes in Seiner neuen Offenbarung sind, damit auch mit ihr in Erfüllung geht, was mit Jesus in Erfüllung gegangen ist: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden!“ (Matth. 21,42)
Auch die Freunde Jakob Lorbers entdeckten Widersprüche in den Worten und verdächtigten ihn sogar des Trugs. Er wendete sich an den Herrn und bat um Auflösung des Widerspruches oder Er solle ihm das Amt der Gnade wieder abnehmen und einem anderen übergeben.
Er bekam zur Antwort: „Wenn der Anselm Hüttenbrenner hier und da so manches beanstandet, so müssen wir ihm darum noch nicht gram werden. Er tut es ja nicht, um dich zu verdächtigen; sondern nur des Lichtes wegen tut er es. Darum also, Jakob, noch kein Feuer vom Himmel! Darum also ist es noch nicht nötig, daß du Mir deshalb das Amt der Gnade zurückgeben willst. Sondern fahre du nur fort! Es wird das rechte Licht über einen jeden äußerlich scheinenden Widerspruch schon zu rechter Zeit und am rechten Platze vorkommen.
Daher sollst du nicht feurig und der Anselm Hüttenbrenner nicht ängstlich werden! Denn was du empfängst, ist Meine Sache. Und Ich werde schon in allem Sorge zu tragen wissen, daß sie wird, wie sie sein soll.
Mit dem Verstande aber bleibe ein jeder hübsch ferne von Meiner Gabe! Sonst gleicht er dem Samen, der da aus der Hand des Sämanns fiel unter Dornen und Disteln. Denn im Verstande ist die Wohnung von allerlei Sorgen. Wer demnach Mein Wort mit seinem Verstande statt mit seinem Herzen bemißt, der wird schwerlich je die Früchte aus Meinem Samen ernten.
Bedenke zum Beispiel… (die Widersprüche der vier Evangelien bei der Auferstehung). Wer da äußerlich, rein weltgeschichtlich nach seinem Verstande urteilt, was muß der bei diesen vier sehr verschiedenen Angaben wohl notwendig finden, so er recht spitzkritisch zu Werke gehen will!?
Ich sage dir: Entweder den Tod seines Verstandes oder den Tod seines Glaubens! – Den Tod seines Verstandes, so er da ein göttliches Geheimnis ahnet und stellt solches Meiner Weisheit und Allmacht anheim. Den Tod des Glaubens aber, so er spricht: ‘So das Faktum authentisch wäre, da müßten über dasselbe nicht nur vier, sondern hundert Geschichtszeichner in der Zahl, in der Art, in den Worten und überhaupt in allem völlig übereinstimmen. Von den vier Geschichtszeichnern aber sagt jeder etwas ganz anderes! Welcher hat recht? Keiner! Und somit glaube ich auch nichts!’
Siehe, es soll aber weder der Verstand noch der Glaube getötet werden! – Wie aber kann solches geschehen? – Ich sage dir: Allein durch Liebe, Demut, Sanftmut und Geduld!
Wenn diese vier eins werden im Menschen, da wird auch des lebendigen Lichtes in größter Menge werden im Herzen, in welchem sich alle Widersprüche lösen werden!
Beachtet das, so werdet auch ihr ins Reine und Klare kommen! – So ihr aber mit eurem Verstande wollet Meine Schatzgräber sein, wahrlich, dann sollet ihr nichts denn Unrat finden!
Denn Meine Gaben sind nur fürs Herz, nicht aber etwa vorerst für den Verstand bemessen! – Wer da will sein Herz aber durch den Verstand wecken, der sei versichert, daß er es nur tötet. Denn schwächer ist wohl keine Liebe als die des Verstandes!“ (2.Hi. 137,2-140,20 Text gekürzt)
Damit uns das Wesen einer göttlichen Offenbarung einleuchtender wird, sollen wir einen alten Baum betrachten, sagt uns der Vater. Das Innere des Baumstammes ließe sich am besten dadurch betrachten, so wir den Stamm quer durchschneiden und dann unsere Augen vom Kern nach Außen bis zur Rinde wenden würden. Im Kern würden wir einen vollkommenen Kreis erkennen. Aber je weiter wir nach außen kämen, um so unordentlicher würden die Kreise. Wenn wir dann aber zur Rinde kämen, würden wir die größte Unordnung entdecken, da sie mit groben Furchen durchzogen ist. Da müßten wir doch sagen: „Welch ein Widerspruch zwischen dem Kern (der dem geistigen Sinn entspricht) und der äußeren Umhüllung des Baumes (die dem äußeren Buchstaben entspricht).“ (NS 68)
„Also gestaltet“, sagt der Vater, „ist denn auch bei euch jede Offenbarung; sie geht vom Geistigen ins Materiell-Formelle über. Aus diesem Grunde müssen dann ja nicht selten die Außenformen wie widersprechend erscheinen, während sie von innen, aus der allerhöchsten und wohlberechneten Ordnung, entspringen.
Sehet, darin liegt es, was zu verstehen und wohl zu begreifen euch überaus not tut, so ihr von jeder äußerlich-formellen, geistigen Offenbarung durch den Buchstabensinn einen wahren Nutzen ziehen wollet. Denn das Geistige ist eine in sich selbst bestimmte Kraft und ist mit sich selbst in der größten Ordnung. Wenn aber diese Kraft sich äußern will, so muß sie ja doch wohl innewerden, wie sie sich den äußeren Verhältnissen gegenüber äußern kann, um ihre ureigentümliche Beschaffenheit nicht aus den Augen zu lassen, aber dennoch auch mit den äußeren Umständen im Einklange steht.
Sehet, aus dem wird etwa doch klar werden, daß wenn Ich, als die Urkraft Selbst, aus der allerreingeistigsten, ewigen Ordnung Mich für die Außenwelt äußere, Ich auch stets diese zwei Regeln, als der Grundurheber derselben, auf das Genaueste beachte; und zwar dadurch, daß dabei (bei einer Offenbarung) von dem eigentlich Göttlich-Heiligen in Seiner Fülle nichts vergeben wird. Das Göttlich-Heilige muß allerhöchst-vollkommen einer jeden Offenbarung innewohnen. Was aber dann die formelle Äußerung nach außen betrifft, so muß sich diese dennoch wieder fügen nach den äußeren Umständen und muß daher notwendig in der Äußerlichkeit in allerlei widersprechend erscheinen, während sie doch in sich selbst in dem allerhöchst ordnungsmäßigen Einklange steht.“ (NS 68,5+10-11 Text gekürzt)
Der innere Gehalt einer Offenbarung, das Göttlich-Heilige, welches im Wort verborgen ruht, ist das eigentliche Wort Gottes. Dieses ist in den Himmeln rein geistig und kann nur mit einer Hülse umschlossen zu den Menschen auf die Erde gelangen. (2.GS 15,2) In den Worten des Lorberwerkes ist das rein geistige, das Göttlich-Heilige in seiner ganzen Fülle vorhanden. Das ist die reine Lehre Jesu, Seine „echte Ware“, die Er jetzt einmal ganz rein vor die Welt gebracht hat. Das äußere Wort dagegen, wie es uns auf dem Papier gedruckt sichtbar ist und aus dem wir das Göttlich-Heilige herausnehmen können, wie die Nuß aus ihrer Schale, kommt uns oftmals widersprüchlich und irrig vor, solange wir an der äußeren Schale oder am äußeren Wort hängenbleiben. Je mehr die Ringe einer Baumscheibe nach außen gelegen sind, um so unregelmäßiger sind sie. Die äußere Rinde mit ihren Runzeln und Rissen aber kommt uns, gegenüber dem regelmäßigen Kern, wie widersprüchlich und fehlerhaft vor.
Ich möchte nun einige Beispiele für die Runzeln des äußeren Offenbarungswortes herausgreifen, deren Texte oft als fehlerhaft hingestellt werden. Da ist zunächst die Verfinsterung der Sonne beim Tode Jesu. In den „Schrifttexterklärungen“ 17,8 sagt Jesus, daß „nach dem Verscheiden Christi am Kreuze eine vollkommene Verfinsterung der ganzen unendlichen Schöpfung eintrat und das Licht nicht nur der Erdsonne, sondern aller Sonnen in der ganzen Unendlichkeit auf eine Zeit von drei Stunden erlosch.“ Im 3. Band „Himmelsgaben“ aber fragt Er: „Warum hätte Ich denn sollen bei Meinem Tode die Sonne gänzlich finster machen, und das durch volle drei Stunden hindurch?“ (3.Hi. Seite 378,15) Und ein dritter Text aus dem 11. Band des „großen Evangeliums“ lautet: „Wäre tatsächlich, während der Leib am Kreuze hing, all derartiges geschehen, wie es berichtet wird – das große Erdbeben, die Verfinsterung der Sonne, das Erscheinen der Geister und vieles andere -, so hätte Jerusalem, gezwungen durch diese starken Zeichen, noch desselben Tages Buße in Sack und Asche getan.“ (11.GEJ 74,13)
Aus dem ersten Text bekommt man den Eindruck, daß die Sonne völlig finster war und aus dem zweiten und dritten, daß sie es nicht war. Was ist nun richtig? – Der reine Verstand sieht hier einen Widerspruch und verwirft alles. Ein Lorberfreund sagte mir einmal: „Hätte ich nicht die Liebe des Vaters erlebt und hätte ich dadurch nicht eine Gewißheit bekommen, daß die Lehre der Liebe wahr ist, ich hätte auf Grund dieses Widerspruchs das ganze Lorberwerk verworfen.“ So aber verwarf er nur die scheinbar sich widersprechenden Texte.
Wir aber wollen hier gar nichts verwerfen, sondern zu einer Lösung kommen, denn es soll weder der Glaube noch der Verstand getötet werden. Einen Hinweis zur Lösung solcher Widersprüche finden wir im 3. Band „Himmelsgaben“. Dort heißt es: „Für einen rechten Denker, der zwischen dem, was materiell und was geistig ist, einen rechten Unterschied zu machen verstünde, wäre zwar die Sache für sich selbst begreiflich. Allein, wer da den Unterschied noch nicht aus der vollen Tiefe heraus zu begreifen imstande ist, dem muß das freilich als wenigstens ein scheinbarer Widerspruch vorkommen.“ (3.Hi. Seite 403,1)
Wir sollen also nicht alle Texte vergeistigen, sondern unterscheiden lernen zwischen dem was materiell und was geistig gemeint ist. Um diesen Unterschied herauszufinden, wollen wir noch weitere Texte über die Verfinsterung hören. Ein vierter Text lautet: „Weiter wird berichtet, daß die Sonne ihren Schein verlor. Es ist schon gesagt, daß eine Finsternis nicht eintrat. Wohl aber ist es jedem bekannt, daß sich Erdbeben in heißeren Ländern durch eine starke Trübung der Atmossphäre ankündigen, wodurch die Sonne an Glanz verliert. So ähnlich geschah es auch hier. Allerdings hatte aber diese Glanzlosigkeit der Sonne einen anderen Grund als den gewöhnlichen, – wenn auch die Erscheinung die nämliche war.“ (11.GEJ 74,25)
Naturmäßig trat also eine starke Trübung der Atmosphäre ein, die Sonne verlor ihren Glanz. Und warum verlor sie ihren Glanz? – Das sagt uns Jesus in „Die sieben Worte Jesu Christi am Kreuz“. Dort sagt Er: „Die Sonne, als das Vorbild des ewigen Lichtes, verlor ihren Glanz, zum Zeichen, daß die Menschen in ihrer geistigen Blindheit nicht sahen, daß sich die Gottheit unter der sterblichen Hülle Meines Leibes zurückdrängte und den Leib dem materiellen Tode übergab.“ (SW Seite 5)
Die Ursache der Glanzlosigkeit war also die geistigen Finsternis der Menschen, die eine innere Finsternis war: „Eine innere, die jeder fühlte, als sei ihm etwas verlorengegangen, ohne daß er wußte, was es sei, und selbst die Hohenpriester, Schriftgelehrten, Pharisäer und Tempeljuden, die doch sehr nach Meinem Tode verlangt hatten, fanden keine Befriedigung und keine Freude an ihrer Tat.“ (11.GEJ 74,18)
Aber es wird uns noch ein geistig tieferer Grund geoffenbart: Als „von der unendlichen Macht Gottes alle Bande des Todes und der Hölle zerrissen“ waren, da „stürmte die ewige Macht mit verunendlichfältigter Gewalt“ hinaus. „Und weiter drang dieselbe Allgewalt über alle sichtbare Schöpfung hinaus, erfüllte in diesem Augenblicke die Unendlichkeit wieder. Und alle Sonnen in allen endlosen Räumen zogen ihr Licht aus übergroßer Ehrfurcht vor der sie neu berührenden Allgewalt Gottes in sich zurück.“ (1.Hi. Seite 328,13-14)
Der erste Text von der vollkommenen Verfinsterung der Sonnen in der ganzen Unendlichkeit ist geistig zu verstehen, obwohl das dort nicht erwähnt wird. Der zweite und dritte Text, in dem uns Jesus klarmachen will, daß keine völlige Verfinsterung eintrat, die der Menschen natürliche Augen hätte wahrnehmen können, ist naturmäßig zu verstehen. Er geht aber noch nicht auf die Trübung ein. Diese wird uns im vierten Text erklärt, der auch naturmäßig zu nehmen ist. Im fünften und sechsten Text wird erklärt, daß die Glanzlosigkeit der Sonne keinen naturmäßigen, sondern einen geistigen Grund hat. Der siebte Text ist wieder geistig zu verstehen, naturmäßig nur soweit, als die geistige Finsternis in der äußeren Welt nur als eine Trübung zu bemerken war.
Sehen wir hier nicht die Runzligkeit des äußeren Wortes? Verstandesmäßig gesehen scheinen sich die Texte zu widersprechen, aber geistig betrachtet sind sie eines Sinnes und ergänzen sich. – Nun könnte jemand die Frage stellen, warum Jesus nicht in allen Texten die richtige Erklärung gab, und Er sagt darauf, daß es Seine vollkommen ordnungsmäßige Art und Weise ist, wie Er ein oder das andere Ding nach und nach enthüllt. (NS 65,18)
Ein anderes Beispiel.
Die Juden zur Zeit Jesu sprachen den Gottesnamen „Jehova“ oder „Jahwe“, aus Furcht ihn zu verunehren, nicht aus. Sie sagten statt „Jehova“ „Adonai“, was „Herr“ bedeutet. Im „großen Evangelium Johannes“ lesen wir aber häufig, daß Jesus und die Personen, mit denen Er sprach, den Namen „Jehova“ aussprachen. Bei Jesus ist es unvorstellbar, daß Er den Namen „Jehova“ nicht ausgesprochen haben sollte, denn Er wollte ja gerade den Menschen die Gebote Gottes in richtiger Weise halten lehren und die Furcht, diesen Namen auszusprechen, entsprang der falschen Auslegung des Gebotes „Du sollst den Namen Jehovas, deines Gottes, nicht mißbrauchen“. (2.Mos. 20,7) Nur die strenggläubigen Juden sprachen und sprechen ihn nicht aus, die anderen, besonders auch die Nichtjuden, mit denen Jesus oft sprach, aber scheuten sich nicht, ihn auszusprechen. (GJK Anmerkung 273) Aber auch wenn ein strenggläubiger Jude den Namen „Adonai“ gebraucht haben und dieser im „großen Evangelium“ mit „Jehova“ übersetzt sein sollte, so ist das wohl verstandesmäßig und geschichtlich falsch, aber geistig gesehen nicht. Geistig gesehen ist es vollständig richtig, weil sie, wenn sie „Adonai“ sagten, „Jehova“ meinten. – Auch hier sehen wir wieder die runzelige Rinde.
Das nächstes Beispiel.
Die Juden wurden aus ihrem Land vertrieben und hatten keinen eigenen Staat, bis 1948 der Staat Israel gegründet wurde. In der Bibel ist ihnen diese Rückkehr verheißen worden. Im 7. Band des „großen Evangeliums Johannes“ sagte Jesus die Zerstreuung der Juden voraus und setzte noch hinzu: „Und wenn es auch in den späteren Zeiten welche geben wird, die sich Berge des Mammons zusammensammeln werden, so werden sie sich aber dennoch kein Land, kein Reich und keine Regentschaft irgendwo auf der Erde erkaufen können; und also sollen sie zum Zeugnis für diese Meine Weissagung verbleiben bis ans Ende der Zeiten dieser Erde.“ (7.GEJ 51,14)
Wörtlich genommen heißt „bis ans Ende der Zeiten dieser Erde“: bis die Erde aufhört zu existieren. Nach dieser wörtlichen Bedeutung dürften also die Juden nie wieder einen eigenen Staat bekommen haben. Aber aus zwei anderen Texten geht hervor, daß damit nicht das Ende der Existenz der Erde gemeint ist. Jesus sagte zum Geist des Elias, der auch Johannes der Täufer war: „Am Ende der Zeiten dieser Erde wirst du wohl noch einmal im Fleische zu den Menschen der Erde gesandt werden.“ (5.GEJ 235,9) und: „Du warst Mein Vorläufer jetzt in der Zeit der Heimsuchung der Menschen, du wirst es wieder sein, wenn jene große Zeit anbricht, von der Ich gesprochen habe.“ (11.GEJ 30,1)
Der Geist des Elias wird also „am Ende der Zeiten dieser Erde“, vor der Wiederkunft Jesu, noch einmal als Sein Vorläufer inkarniert werden. Somit ist mit dem „Ende der Zeiten dieser Erde“ die Zeit vor der Wiederkunft Jesu gemeint, die auch einfach Endzeit genannt wird. Das ist nicht das Ende der Existenz der Menschheit oder der Erde, sondern das Ende des Weltmenschentums oder des materialistischen Zeitalters. Zur Zeit Jakob Lorbers waren wir schon mitten in dieser Zeit. Erst gegen Ende dieser Zeit erhielten die Juden wieder einen Staat. Und damit hat sich diese Prophezeiung erfüllt, denn fast 1900 Jahre, bis ans „Ende der Zeiten dieser Erde“, hatten sie keinen eigenen Staat.
Es kommt also darauf an, was mit dem Begriff gemeint ist. Wörtlich genommen ist dieser Begriff falsch, aber dem inneren Sinn nach ist er richtig. – Wieder eine runzelige Rinde.
Das nächste Beispiel.
Jesus forderte die Frau am Jakobsbrunnen auf, den dritten Vers im zweiten Kapitel Jesaias zu lesen. – Allerdings gab es damals noch keine Einteilung in Kapitel und Verse. Für einen Verstandesmenschen ist das wieder ein Grund, die Neuoffenbarung abzulehnen. Aber warum soll die Wiederoffenbarung dieser Reden heute nicht so erfolgen, daß wir durch die Kapitel- und Versangabe die Bibelstelle, von der die Rede ist, leichter finden können? Geschichtlich gesehen ist das wohl unmöglich, aber geistig gesehen ist das einerlei. – Auch hier wieder die runzelige Rinde.
Ein weiteres Beispiel.
In dem Band „Erde und Mond“ lesen wir: „Der Mond ist eigentlich nur auf der dem Planeten zugekehrten Seite Mond, auf der entgegengesetzten Seite aber ist er nicht Mond, sondern ein ganz fester Erdteil. Was also Mond ist, das ist nicht fest, sondern sehr locker, beinahe so wie ein etwas gefesteter Schaum des Meeres, dessen festere Teile gleich Bergen hervorragen, dessen weichere Teile aber nischen- und trichterartig gegen das Zentrum des ganzen Weltkörpers eingesunken sind.“ (EMM 1)
Diesen Text nahm, nachdem die ersten Menschen den Mond betreten hatten, ein Kritiker der Lorberwerke zum Anlaß, ihren Wahrheitsgehalt und damit auch ihren göttlichen Ursprung anzuzweifeln. Die logische Überlegung dieses Kritikers war: Wenn die Vorderseite des Mondes beinahe so locker wie etwas gefesteter Schaum des Meeres wäre, so hätten die Landefähren in den weichen Teilen der Ebenen versinken müssen. Sie sind es aber nicht, denn der feste, steinige Boden gab ihnen einen sicheren Stand. (Es. 9/70 Seite 815-817)
Wenn dieser Kritiker den gesamten Text über den Mond berücksichtigt hätte, so wäre er wohl zu einem anderen Ergebnis gekommen, denn schon im ersten Satz des Buches „Der Mond“ heißt es: „Was den Mond betrifft, so ist dieser ein fester Weltkörper, mehr noch als eure Erde.“
Demnach ist der Text über die Vorderseite des Mondes, die beinahe so locker wie etwas gefesteter Schaum des Meeres sein soll, nicht buchstäblich zu verstehen. Das hat sich ganz deutlich beim Aufschlag der Landefähre gezeigt, die auf den Mond stürzte, nachdem die Astronauten beim Rückflug in die Kommandokapsel umgestiegen waren. Nach dem Aufschlag wurde durch aufgestellte Seismometer ein Mondbeben von über einer Stunde Dauer registriert. Auf der Erde würde ein auf gleicher Weise ausgelöstes Beben in wenigen Minuten vorbei sein. (AS Seite 150) Das bedeutet, daß das steinige Material unter der Oberfläche der Vorderseite doch sehr locker sein muß und die Schwingungen viel weniger schnell dämpft, als das auf der Erde der Fall ist.
„Die festeren Teile der Vorderseite ragen gleich Bergen hervor, die weicheren Teile sind nischen- und trichterartig eingesunken“, sagte der Vater. Eingesunken sind sie in den Urzeiten des Mondes. Damals war der größte Teil der Mondmasse noch weich und flüssig, verfestigte sich aber nach und nach.
Es sind Höhenmessungen bei Mondumkreisungen durchgeführt worden, die zeigen, daß die großen Maria, die fast nur auf der Vorderseite vorhanden sind, 2 bis 5 km unter dem mittleren Mondradius liegen, also eingesunken sind. Nur die Bergspitzen ragen zum Teil über diesen Radius hervor. Die Rückseite des Mondes aber besteht fast nur aus Hochland mit einer durchschnittlichen Höhe von 5 km über dem mittleren Mondradius. (AS Seite 156-159) Die aufgestellten Seismometer stellten bei Mondbeben fest, daß die Kruste der Rückseite dicker als die der Vorderseite ist. (GBS Seite 26) Damit entspricht die Rückseite einem festen Erdteil.
Diese Messungen durch die Wissenschaft bestätigen, daß der durch den Kritiker angezweifelte Text, – im richtigen Sinne verstanden – auf volle Wahrheit beruht. – Auch an diesem Beispiel macht sich wieder die runzelige Rinde bemerkbar.
Noch ein Beispiel.
Jesus sagte im 8. Band des „großen Evangeliums“: „Und die erfinderischen Menschen werden es mit diesen Waffen so weit treiben, daß dann bald kein Volk gegen das andere mehr einen Krieg wird anfangen können. Denn werden zwei Völker mit solchen Waffen sich anfallen, so werden sie sich auch leicht und bald bis auf den letzten Mann aufreiben, was gewiss keinem Teile einen wahren Sieg und Gewinn bringen wird. Das werden die Könige und ihre Heerführer bald einsehen und werden sich daher lieber im Frieden und guter Freundschaft vertragen; und wird sich irgendein höchst stolzer und ehrgeizigster Störenfried erheben und gegen seinen Nachbarn ziehen, so werden sich die Friedliebenden vereinen und ihn züchtigen. Und auf diese Weise wird sich denn dann auch nach und nach der alte Friede unter den Völkern der Erde einstellen und dauernd befestigen.
So man nach dieser Meiner Gegenwart eintausend, achthundert und nahe neunzig Jahre zählen wird, da wird es nahe keinen Krieg auf der Erde mehr geben, und um diese Zeit herum wird auch Meine persönliche Ankunft auf dieser Erde statthaben und die größte Klärung der Menschen anfangen.
Unter den noch mehr wilden Völkern der Erde werden wohl noch Kriege vorkommen, aber sie werden auch unter ihnen dann bald zur Unmöglichkeit werden. Ich werde sie durch Meine gerechten und mächtigen Könige und Heerführer zu Paaren treiben und unter sie Mein Licht ausschütten lassen, und sie werden dann auch zu friedlichen und lichtfreundlichen Völkern umgewandelt werden.“ (8.GEJ 185,9-11)
In diesem Text wird ein Zeitpunkt angegeben, nämlich: eintausend achthundert und nahe neunzig Jahre nach der Gegenwart Jesu auf der Erde. Zu dieser Zeitangabe muß, wenn wir Seine Geburt im Januar des Jahres Sechs vor unserer Zeitrechnung annehmen, das Alter Jesu dazugezählt werden. 1800 und nahe 90 Jahre nach Seiner Gegenwart bezieht sich dann etwa auf das Jahr 1915.
Drei Ereignisse beziehen sich nun auf diesen Zeitpunkt und das ist bei vielen der Stein des Anstoßes:
1. Es wird nahe keinen Krieg mehr geben
2. Seine persönliche Ankunft um diese Zeit herum
3. Es wird die größte Klärung der Menschen anfangen
Nun wird gesagt: „Diese Ereignisse sind um das Jahr 1915 nicht eingetroffen, denn von diesem Zeitpunkt an haben wir nicht nur zwei Weltkriege erlebt, sondern noch viele andere Kriege, kürzlich noch einen in Europa, im ehemaligen Jugoslawien und Jesus ist auch noch nicht persönlich wiedergekommen. – Also ein offenbarer Irrtum in der Neuoffenbarung? – Auf den ersten Blick gesehen scheint es so zu sein. Aber wer sich genauer mit diesem Text befaßt, der wird erkennen, daß es nicht so ist.
Wenden wir uns zunächst dem 3. Ereignis zu. Da heißt es: Es wird die größte Klärung der Menschen anfangen. Drei Kapitel vorher sagte Jesus aber noch: „…von jetzt an nicht mehr volle 2000 Jahre. Darauf aber wird der Geist bei den Menschen das große Übergewicht bekommen.“ (8.GEJ 182,5)
Aus diesen beiden Zeitangaben – eintausend, achthundert und nahe neunzig Jahre und nicht mehr volle 2000 Jahre – sehen wir, daß um 1915 die Klärung der Menschen anfing. Diese Klärung wurde durch das Ereignis des 1. Weltkrieges ausgelöst. Etwa 100 Jahre später, das ist der Zeitpunkt der nicht ganz vollen 2000 Jahre, bekommt der Geist bei den Menschen das große Übergewicht. Der Zeitraum der Entwicklung der Menschheit vom Anfang der Klärung bis zum großen Übergewicht des Geistes nimmt also etwa 100 Jahre in Anspruch. Wir sehen daraus: Auf dieses Ereignis bezogen ist die kritisierte Zeitangabe durchaus zutreffend. Sie ist kein Fehler und sie muß nicht heißen eintausend neunhundert und nahe neunzig Jahre, um sie mit den Zeitangaben „nicht ganz 2000 Jahre“ in Einklang zu bringen.
Aber wie steht es mit den anderen Ereignissen? Diese sind ja doch wohl nicht eingetroffen? Es fing 1915 nicht nur kein Friede an, sondern Europa lag im Krieg, der sich in der Folge zu dem bis dahin größten Krieg der bekannten Geschichte entwickelte. Und 24 Jahre später brach ein noch größerer, der 2. Weltkrieg aus. – Aber was waren das für Kriege? – Es waren Kriege in denen die Störenfriede, die gegen ihre Nachbarn zogen, von den Friedliebenden, die sich vereinigten, gezüchtigt wurden, wie es Jesus voraussagte. Das war auch im Golfkrieg der Fall. Den Krieg im ehemaligen Jugoslawien haben nun die Einsätze der Nato hoffentlich dauerhaft zum Stillstand gebracht. Solche Kriege gab es vor dem 1. Weltkrieg noch nicht, höchsten ansatzweise.
Auch die Voraussage der Schrecklichkeit der Waffen, die so weit zunehmen würde, „daß dann bald kein Volk gegen das andere mehr einen Krieg wird anfangen können“, weil sie sich sonst mit diesen Waffen gegenseitig aufreiben würden, hat sich erfüllt. Ganz deutlich ist das seit dem 1. Weltkrieg geworden, als man anfing Flugzeuge, Panzer, Flammenwerfer und Gas einzusetzen. Eine weitere Steigerung der Waffen, mit der sich die Kriegführenden nun bis auf den letzten Mann aufreiben können, ist die Atombombe, die am Ende des 2. Weltkrieges erstmals zum Einsatz kam und heute mit zielgenauen, computergesteuerten Raketen abgeschossen, die Menschheit 30 mal auslöschen könnte.
Wenn nun Jesus sagte, daß es ab dem genannten Zeitpunkt nahe (dieses „nahe“ darf nicht übersehen werde) keinen Krieg mehr geben wird, so gab es ab diesem Zeitpunkt keine solchen Kriege mehr, in denen ein Aggressor ein friedliebendes und schwächeres Land erobern konnte, außer bei den mehr wilden Völkern der Erde, sondern nur noch solche, die von den vereinigten Friedliebenden beendet wurden. Erst nach der persönlichen Wiederkunft Jesu, der ein allergrößtes und schärfstes Gericht vorangeht, (6.GEJ 150,17) beginnt das Friedensreich auf der Erde, und dann wird auch diese Art der Kriege aufhören und anstelle des Wortes „nahe“ wird dann das Wort „bestimmt“ gesetzt. Nur unter den noch mehr wilden Völkern werden dann noch Kriege vorkommen, aber sie werden auch unter ihnen dann bald zu einer Unmöglichkeit werden. Jesus sagte: „Da wird es kommen, daß die verschonten Reinen und Guten und die wahren Freunde der Wahrheit und des Lichtes aus Gott aus den Schwertern Pflugscharen, aus den Spießen Sicheln machen und die Kunst Krieg zu führen vollends aufgeben werden, und es wird dann fürder kein wahres gesalbtes Volk wider das andere mehr ein Schwert erheben, außer den noch irgend in den Wüsten der Erde übriggebliebenen Heiden; aber auch diese werden ermahnt und dann von der Erde gefegt werden.“ (7.GEJ 172,9)
Auch hier haben wir bis zum vollständigen Frieden eine etwa hundertjährige Entwicklungszeit, in der, durch die Schrecklichkeit der Waffen und durch die Züchtigung der Störenfriede durch die vereinigten friedliebenden Völker, der dauerhafte Friede nach und nach gefestigt wird. Und somit ist bis jetzt alles genau so eingetroffen, wie es Jesus voraussagte.
Nun bleibt noch das dritte Ereignis, die persönliche Wiederkunft Jesu um diese Zeit herum. Wie wir wissen, ist Er um 1915 herum nicht wiedergekommen. Es ist aber auch ein bißchen zu leichtgläubig, zu meinen, Jesus würde der Menschheit fast bis auf das Jahr genau den Zeitpunkt Seines persönlichen Erscheinens verraten, ohne diese Zeitangabe zu verschlüsseln. Der Beisatz „um diese Zeit herum“ läßt uns aber jetzt schon ahnen, daß damit nicht nur wenige Jahre, sondern auch wieder der Zeitraum von etwa hundert Jahren gemeint ist. Denn wenn der Geist bei den Menschen das große Übergewicht bekommt, dann wird Er auch persönlich hier und da den Menschen, die im Geiste Seiner Liebe sind, erscheinen. Jesus sagte durch Gottfried Mayerhofer: „Höret, in Meinen Worten liegt manches, welches wörtlich und geistig genommen wahr ist, aber auch wieder manches, welches, mit den späteren Ereignissen zusammengehalten, wörtlich als falsch erscheint – und geistig doch wahr werden kann und wird. Es kommt nur darauf an, wie man Meine Worte zu lesen versteht!“ (Be. Fe. Dr. Seite 56)
Die Zeitangabe Seiner Wiederkunft scheint wörtlich genommen falsch zu sein, wird aber geistig doch wahr werden. In dieser Zeitangabe, die sich scheinbar nicht erfüllt hat, liegt der wirkliche Zeitpunkt verborgen. – Wie runzelig war doch der Buchstabensinn dieses Wortes gegenüber dem vollkommen glatten inneren Sinn.
Ein letztes Beispiel.
In „Erde und Mond“ und in den „Naturzeugnissen“ beschreibt uns der himmlische Vater den Nordpol als einen großen Krater, der sich an der Oberfläche der Erde befinden würde, denn er würde als der Mund der Erde Luft einatmen und Nahrung zu sich nehmen. Die Polargegend ist aber mit einer durchschnittlich 3 m dicken Packeisschicht bedeckt, unter der sich das Meer erstreckt. Deshalb kann sich an der Oberfläche des Eises kein trichterförmiger Mund befinden, durch den die Erde Luft einatmen könnte. Die Amerikaner sind mit Atom-U-Booten unter dem Eis hindurchgefahren und haben dabei den Meeresboden vermessen. Der Meeresboden ist unter dem Eis des Nordpols beckenförmig vertieft. Er fällt in der Nähe der Packeisgrenze mehrere tausend Meter steil ab und erreicht am Nordpol eine Tiefe von 4223 m und an seiner tiefsten Stelle 5450 m. Ein Schlund wurde nicht entdeckt. Dafür aber stellten sie elektromagnetische Stürme – eine Art spiraligen Sog – fest. (WSWN Seite 36)
Wir können nun annehmen, daß die Erde entweder wie ein Fisch Wasser einatmet, falls auf dem Meeresgrund ein materieller Schlund vorhanden ist, oder aber reinen Äther magnetisch einsaugt, denn „das Wasser ist dasselbe, was die Luft ist, aber nur in einem mehr gebundenen Zustande“, sagt Raphael im „großen Evangelium“. (7.GEJ 72,2) Und der Äther ist ebenfalls dasselbe wie die atmosphärische Luft, nur in einem ungebundeneren Zustand. (7.GEJ 72,4)
Nachdem die Leser der Lorberwerke seit Jahrzehnten – seit dem Erreichen des Nordpols durch den Amerikaner Peary im Jahre 1909 – annehmen mußten, die Beschreibung des Nordpols stimme nicht, hat sich dann doch herausgestellt, daß sie richtig ist, wenn auch die naturgemäße Beschreibung anders sein müßte. – Hier sehen wir eine ganz starke Runzel im Buchstabensinn der Neuoffenbarung.
Am Schluß der Mitteilungen über den Nordpol sagt der himmlische Vater in den „Naturzeugnissen“: „Alles dieses Gesagte wird freilich dem Weltverstande mehr oder weniger als eine pfiffig ersonnene Hypothese klingen; allein für den Weltverstand hab’ Ich es auch nicht gegeben, sondern für ein liebevolles, demütiges, gläubiges Herz; und wenn nun dieses Herz sich erst den Verstand vollends zum willigen Untertan gemacht haben wird, alsdann wird es erst in sich gewahr werden, wie groß die Aussage eines jeden Buchstabens dieser Mitteilungen ist. Denn, was der Menschenverstand euch sagt und erklärt, damit hat es auch schon mit der Erklärung ein allezeit ewiges nichtiges Ende, und es liegt nicht mehr in ihr, als das Nichts selbst. Allein in dieser Meiner liebevollen und gnädigen Mitteilung liegen noch unendliche Geheimnisse verborgen, zu deren Enthüllung wohl eine Ewigkeit um die andere zu kurz sein möchte, und so birgt jeder Buchstabe, von Mir gestellt, Unendliches zum ewigen Leben.
Sehet, das ist der Unterschied zwischen Meinen Mitteilungen und zwischen den Mitteilungen des gelehrten Menschenverstandes, und daher ist auch alle menschliche Weisheit die stockfinsterste und allerabgeschmackteste Torheit vor Meinen Augen.
Da Ich’s euch nun aber gebe, und euch belehre von Meiner Liebe, so glaubet, daß es so ist und möge die Welt dazu sagen, was sie denn immer möchte; denn alles dieses habe Ich verborgen vor den Weisen der Welt, und will es aber treulich kundgeben den Unmündigen, die Mich lieben! Und so wird es geschehen, daß die Einfältigen werden die Weisheit der Welt zu großen Schanden machen.“ (Nz. Seite 118 Text gekürzt)
„Ihr fraget hier zwar in euren Herzen: ‘Also sollen die Schätze der Wissenschaft Blödsinnigen offenbar werden?’ – O nein, nicht gerade den an materiellen Sinnen armen und körperlich Einfältigen, sondern den von Herzen Sanft- und Demütigen, denen wird Meine Gnade im Vollmaße zu Teil werden.“ (11.GEJ Ausgabe 1918, Anhang SW, Seite 14)
In der Neuoffenbarung gibt es noch so manche Stellen, die für Leser mit naturwissenschaftlich geschultem Weltverstand absolut falsch sind. Einige von ihnen, die eigentlich bereit wären, diese Worte als echte Worte des himmlischen Vaters anzunehmen, stellen die Frage: “Wenn die Worte der Neuoffenbarung von Gott kommen, hätte Er sie nicht so geben können, daß sie auch für den wissenschaftlich geschulten Verstand einleuchtend sind?” – Obwohl der aufmerksame Leser diese Frage im Laufe dieser Ausführungen bereits beantwortet gefunden hat, so muß noch dazu gesagt werden, daß ein solches Gotteswort die Menschen zu sehr zwingen würde, es anzunehmen, und das wäre von Gott aus eine Nötigung. Ein verstandesmäßig nicht völlig fehlerfreies Gotteswort stellt den Leser frei, es anzunehmen oder abzulehnen. Es hält den Leser an, zu forschen und zu prüfen und nötigt ihn (und diese Nötigung ist von Gott gewollt) frei und selbständig zu werden. Ob nun echte oder nur vermeintliche Fehler in der Neuoffenbarung sind, sie sind dem Leser zur Prüfung gegeben. Der in der Liebe Gläubige wird, wenn er sich durchgerungen hat, durch sie im Glauben gestärkt, der Leser mit dem Weltverstand, der die Neuoffenbarung als Gotteswort ablehnt, findet in ihnen sein Gericht, bleibt dabei aber selbständig. Jesus sagt: „Was Ich gebe, das gebe Ich nicht der Welt zu einem Vorteile, sondern nur zum gerichtlichen Anstoße! Daher … bedenke nie, was dereinst die Welt dazu sagen möchte! Denn Meine Gabe soll nicht vom Verstande, sondern vom Herzen in den Geist lebendig aufgenommen sein.“ (2.Hi. Seite 134) „Ich habe euch aber diese… (Worte) gegeben, nicht zur Beschwerung des Gedächtnisses, sondern zur Belebung des Geistes. Da sie aber also gegeben sind und dazu, daß der Geist daran in seiner Weisheit eine Übung habe, so sind sie gegeben wie sie sind.“ „Ich tue, ob Ich es schon sage oder nicht, Meinen Mund nur stets in Gleichnissen auf, damit sich die Welt an ihnen stoße, und mit offenen Ohren das Lautgesprochene nicht vernehme, und mit offenen Augen nichts sehe; und es mag sich die Weisheit der Welt schleifen und ihren Stachel schärfen, wie sie will, die Rinde um den eigentlichen Baum des lebendigen Erkenntnisses wird sie dennoch nimmer durchstechen.“ (AzE Seite 37)
Der himmlische Vater hat die Mitteilungen über die Natur zum Teil so gegeben, daß sie unannehmbar für wissenschaftlich geschulte Verstandesmenschen sind, außer, sie fragen das Gefühl ihres Herzens. Jesus sagt: „Sehet, klein zwar ist das Herz des Menschen, aber desto größer der Horizont seiner Gefühle, so jemand ist in der Kraft des Glaubens aus der reinen Liebe zu Mir. Ich sage euch, es ist kein Ding so verborgen, als daß es nicht von den Strahlen des reinen Gefühls erreicht werden möchte.
Sehet, so verhält es sich auch mit diesen Meinen euch gegebenen Mitteilungen und Offenbarungen Meiner Gnade. So ihr sie mit den Strahlen eures Gefühls prüfen und beleuchten werdet, so wird euch deren Wahrheit alsobald einleuchtend werden, und ihr werdet auch alsobald finden, als ob die Sache euch wie lange bekannt gewesen wäre. Mit dem Verstande aber besehen wird es euch immer mehr und mehr zu befremden anfangen, denn der Verstand hat nur sehr kurze Arme, welche noch dazu sehr schwach sind, und vermögen daher große Dinge, so sie ihnen auch sehr nahe wären, nicht zu erreichen.
Daher sollet auch ihr euren Verstand unter den Gehorsam des reinen Gefühls im lebendigen Glauben aus der Liebe zu Mir vollends gefangen nehmen, (also nicht den Verstand unter den Gehorsam des blinden Glaubens gefangennehmen, denn das hieße den Verstand töten) so werdet ihr alle Dinge schauen, wie sie sind, und dann erst werdet ihr klar und deutlich einzusehen anfangen, wo die ewige Sonne der Wahrheit und Wirklichkeit leuchtet.
Dieses wenige sei euch gesagt, damit ihr in der Zukunft merken sollet, mit welchem Maßstabe Meine Offenbarungen zu bemessen sind. – Das sage Ich, der große Meister in allen Dingen. Amen.“ (Nz. Seite126 / 3.Hi. Seite 65,1 – 66,6 Text gekürzt)
Quellenverzeichnis
GEJ Das große Evangelium Johannes, Jakob Lorber, 10 Bände
11.GEJ Das große Evangelium Johannes, Leopold Engel
11.GEJ Ausgabe 1918, Anhang SW = Anhang Sieben Worte Jesu Christi am Kreuz
HG Die Haushaltung Gottes, Jakob Lorber, 3 Bände
GS Die geistige Sonne, Jakob Lorber, 2 Bände
Hi. Himmelsgaben, Jakob Lorber, 3 Bände, 1935 und 1993
NS Die natürliche Sonne, Jakob Lorber
EMM Erde und Mond, Der Mond, Jakob Lorber
Nz. Naturzeugnisse, Jakob Lorber, 1906
AzE Anhang zur Erde, Sonderdruck, Jakob Lorber
PH Predigten des Herrn, Gottfried Mayerhofer
Schö. Schöpfungsgeheimnisse, Gottfried Mayerhofer
SW Sieben Worte Jesu Christi am Kreuz, Antonie Großheim
WSWN Was steht wo in der Neuoffenbarung, H. E. Sponder, 1976
Be. Fe. Dr. Betrachtungsbuch, Festgarten, Dreieinigkeit, 1899
KZ Kennzeichen unserer Zeit, 1920, Lorber-Verlag, 74308 Bietigheim-Bissingen
ZG Zeitschrift für Grenzwissenschaften, Innsbruck
WW Wille und Wahrheit, Österreichische Jakob Lorber-Gesellschaft, Salzburg
Es. Esotera, Hermann Bauer-Verlag, Freiburg/Brg.
GBS Guinnes Buch der Sterne, Ullstein-Verlag, Frankfurt, 1985
AS Atlas des Sonnensystems, Herder-Verlag, Freiburg, Basel, Wien
GJK Geschichte des jüdischen Krieges, Flavius Josephus, Fourier-Verlag, Wiesbaden
– Gerd Kujoth –