Kind sein – G.K. Holderer

Kind sein
– G. K. Holderer –

Im Neuen Testament wird einige Male darüber geschrieben, dass Jesus Kinder lieb hat. Das trifft für sein normale Leben auf der Erde zu, gilt aber auch im übertragenen Sinn für die ganze Menschheit in Beziehung zu Gott. Jesus lehrte dazu den Jüngern und damit auch uns allen das Gebet “Unser Vater”. Auch da sehen wir wieder, dass er großen Wert darauf legte, dass wir Menschen in Gott nicht einen strengen Herrscher sehen sollen, sondern einen liebevollen Vater. Obwohl in jedem Gottesdienst dieses Gebet Bestand hat, nehmen wir das kaum an und leben keinesfalls danach, ja unsere Pfarrer und Priester legen immer noch Wert darauf, dass Gott der allmächtige Herr ist, der uns eines Tages beurteilen, aber wahrscheinlich sogar verurteilen wird.


Das Alte Testament, das im Zeichen der Erziehung und Vorbereitung eines Volkes, nämlich von Israel stand, spricht meist von Gott als dem Herrn, der streng handelte um sein Volk zu führen. Mit der Geburt von Jesus änderte sich einiges. Er lehrte den neuen Bund, in dem die Liebe über allem anderen steht. Er war Vorbild der Liebe, Durch ihn wissen wir, dass die Verbindung des Menschen zu Gott nur durch die Liebe und Vertrauen wirksam wird.

Im Gegensatz dazu steht die Angst vor dem Herrn und Schöpfer, die es uns Menschen unmöglich macht, den lieb zu haben, vor dem wir Angst haben. Falls Gottes Wille überhaupt befolgt wird, dann nur aus Angst vor einer Strafe. Wenn das Volk Israel in seiner Vorbereitungszeit auf die Geburt des Messias, also Jesus, stets von Strafen Gottes spricht, dann muss man das so verstehen, dass die Menschen, also das Volk Israel, von der göttlichen Ordnung abgewichen waren und sich so selbst ins Abseits stellten. In der Verbannung wurden ihnen dann gezeigt, dass sie falsch, überheblich gelebt hatten. Durch Profeten wie Daniel wurden sie wieder auf den richtigen Weg gebracht. Wäre damals Israel den Weg der kindlichen Liebe zu Gott gegangen, so wäre ihr Entwicklung bis zur Geburt Jesu einfacher gewesen.

In unserer Zeit singen wir in den Gottesdiensten häufig das ‘Kyrie eleison”. Das bedeutet ‘erbarm dich unser’! Auf den ersten Blick ist das nötig, dass wir uns an Gott wenden und um Vergebung bitten. Aber auch da schimmert durch, dass wir vor IHM Angst haben verurteilt zu werden! Darum bitten wir doch?! Wir betrachten Gott hier immer noch als strengen Richter und nicht als den heiligen, himmlichen Vater, wie es uns Jesus so eindringlich mitteilt. Hören wir Jesuszu: “Gott hat dich lieb so wie du bist!” Im ersteren Fall sind wir ängstlich am jammern, während im zweiten Fall wir den himmlichen Vater aus Liebe umarmen möchten. Ein göttliches Gericht – das doch viele fürchten -findet in einer ganz anderen Form statt. Seine Ordnung ist die Basis für ein Leben in Liebe, Weisheit und Geduld. Wer sich ausserhalb dieser Ordnung begibt durch eine fehlerhaftes Leben, der hat sich dadurch selbst verurteilt! Er lebt nicht mit Gott, sondern gegen Gott und das ist das Urteil, das der Herr gar nicht aussprechen muss. 

Kommen wir zurück auf Gott als Vater. Betrachten wir zunächst  eine Familie auf der Erde. Die Eltern haben ihre Kinder lieb und erziehen sie mit Liebe, die natürlich auch beinhaltet, dass die Kinder so manches Mal mit strengeren Massnahmen auf Gehorsamheit und Ordnung hingewiesen werden. Haben aber dadurch die Kinder Angst vor ihren Eltern? Doch sicher nicht. Ein Kind, das auf diese Weise erzogen wird, sieht ganz sicher ein, dass es nicht richtig gehandelt hatte und wird versuchen sich zu ändern. Im weiteren Verlauf wird es seinen Eltern dankbar sein, weil es erkennt wie richtig die Meinung der Eltern war und die Kinderliebe steigert sich.

In so manchen Gesprächen mit kirchlichen Vertretern wird immer wieder darauf gepocht, dass man Gott nicht als himmlichen Vater der Gemeinde vorstellen kann. Der Grund, der dafür angegeben wird, ist, dass so mancher menschliche Vater sich an seinen Kindern vergangen habe. Diese Einstellung ist schlichtweg absurd! Gott ist Geist und alles im geistigen Himmelreich ist sauber und rein. Da herrscht nur echte Vaterliebe und Kindesliebe. Hier auf der Erde in unserem materiellen Leben müssen wir erst lernen rein zu sein. Es ist klar, dass Väter, die sich an ihren Kindern vergehen, bestraft werden müssen, aber auch dass sie lernen müssen, was echte Liebe ist und dass diese gar nichts zu tun hat mit körperlichen Gefühlen. In unserer Gesellschaft wird das Wort ‘Liebe’ missbraucht für sexuelle Ausschweifungen. Diese sind nur auf das Fleisch gerichtet und entbehren jeglicher Liebe.

Der himmliche Vater ist bei jedem von uns anwesend, aber solange wir uns nicht auch als Kind an ihn wenden, solange haben wir uns von ihm losgerissen und gehen unseren eigenen Wünschen nach und hören nicht auf seine so wichtigen Ratschläge. Mehr als Ratschläge gibt er uns nicht, denn er hat uns vorab die Meinungs- und Entscheidungsfreiheit gegeben, damit wir selbstständig erkennen, dass er der Vater ist und wir uns zu seinen Kindern entwickeln sollen.

Die Entwicklungsphase ist in erster Linie hier im Leben auf der Erde. Sie wird zwar fortgesetzt nach unserem Übergang ins geistige Leben, aber durch das nicht mehr Vorhandensein des materiellen Körpers geht die Entwicklung um ein Vielfaches langsamer. Hier können wir durch unsere äusseren Sinne und den Verstand die von aussen gewonnenen Eindrücke mit den von innen kommenden Ratschlägen vergleichen und Entscheidungen treffen, die zu rascher Entwicklung führen können. Im geistigen Reich ist die Seele unser Aussenkörper und sie erhält nur geistige Informationen. Sie hat dadurch Mühe, sie wird zögern die Ratschläge schnell anzunehmen, da für sie alles neu ist und ihr der reichhaltige Vergleich wie auf der Erde fehlt.

Kindsein beim himmlichen Vater bedeutet auch, dass wir Seine Liebe annehmen und diese an unsere Mitmenschen, die ja ‘Mitkinder’’ sind, weitergeben. Um Liebe annehmen zu können, muss man jemanden kennen und ihm vertrauen. Das genau ist unsere Aufgabe im Leben auf der Erde. Mit der Erkenntnis, dass wir einen überaus guten himmlichen Vater haben, der auch im geistigen Leben unser Vater bleibt, wird es uns nicht allzu schwer fallen unsere Mitmenschen zu respektieren und ihnen ihre Meinungsfreiheit gönnen, also Nächstenliebe geben.

Alles, was mit Gott zu tun hat, hängt mit der Liebe zusammen. Aus ihr sind wir geboren und sie wird uns auf ewig begleiten. Gott ist unser Vater und alle Menschen sind unsere Geschwister. Dies Erkenntnis sollen wir im Leben auführen.

Geef een reactie

Het e-mailadres wordt niet gepubliceerd. Vereiste velden zijn gemarkeerd met *

Controlesom *